Was ist das Kerngeschäft? (Definition)

Wodurch definiert sich ein Unternehmen, und wann wird eine Expansion riskant? Der Artikel beleuchtet, was ein Kerngeschäft ausmacht, welche Rolle Fokussierung spielt und warum eine zu breite Diversifikation scheitern kann. Auch im Franchising zeigt sich die Stärke klarer Spezialisierung.

Was ist das Kerngeschäft? (Definition)

Was bedeutet Kerngeschäft?

Das Kerngeschäft ist die Haupttätigkeit oder der Zweck eines Unternehmens. Zumeist stellt es auch dessen wichtigste Erwerbsquelle dar. Damit ist es jenes Produkt oder jene Dienstleistung, von der das Unternehmen „lebt“. Im Kerngeschäft lässt sich auch das wesentliche Unterscheidungsmerkmal zu anderen Unternehmen erkennen. 

Was ist Kerngeschäft – ausführlich definiert?

Beim Kerngeschäft handelt es sich um die wichtigste Unternehmensfunktion oder zentrale Geschäftstätigkeit. Mit dem Kerngeschäft im Sinnes des Produktes oder der Dienstleitung für den Markt definiert sich das Unternehmen und unterscheidet sich von anderen Firmen. Manchmal sogar von Mitbewerbern (Beispiel: „Das Restaurant für Premium-Burger“ – im Unterschied zur Schnellrestaurant-Kette).

Das Kerngeschäft beschreibt aber auch jene Tätigkeit, in welcher

  • die Kernkompetenzen liegen
  • die höchsten Gewinne im Unternehmen erwirtschaftet werden
  • das Unternehmen über die meiste Erfahrung verfügt

Einige Beispiele: Bei einem Makler lautet das Kerngeschäft Immobilien-Akquisition und Verkauf. Nebengeschäfte könnten bei ihm Wertgutachten, Versicherungen oder Finanzprodukte sein. Das Kerngeschäft prägt aber oft das Markenimage des Unternehmens. So kann ein Produzent von Premium-Fahrzeugen mit einem Unterklasse-Modell einen Imageschaden erleiden. Umgekehrt droht einem Billigmodelle-Anbieter möglicherweise Schiffbruch mit einer Luxuskarosse, da sein Markenname Premium-Käufer abschrecken könnte und ihm das Qualitätsversprechen nicht abgenommen wird.

Das Kerngeschäft im Sinn der Organisation ist nicht das Produkt oder die Leistung, die vermarktet wird. Vielmehr handelt es sich um die Haupttätigkeit und ihre wichtigsten Prozesse – zum Beispiel zur Produktion von Endgeräten. Alle weiteren Tätigkeiten und Sparten wie etwa die Entwicklung und Zulieferung von Komponenten oder die Durchführung von Marketingkampagnen gehören zu den Unterstützungsfunktionen, Nebengebieten oder Nebengeschäften. 

Gibt es ein anderes Wort für Kerngeschäft?

Die englische Bezeichnung für Kerngeschäft lautet core business (von core = Kern, Herzstück). In der förmlichen, z.B. amtlichen Kommunikation kann der Begriff Betriebszweck ein Synonym sein. Beim Eintrag ins Handelsregister muss ein „Unternehmensgegenstand“ oder „Gegenstand des Unternehmens“ angegeben werden. Dieser verallgemeinert die Umschreibung des Begriffes Kerngeschäft jedoch oft und lässt weite Spielräume zu.

Häufig ist das Kerngeschäft hingegen deckungsgleich mit der Geschäftsidee oder der Unternehmensvision des Firmengründers 

Was heißt Diversifikation vom Kerngeschäft?

Diversifizierung oder Diversifikation bedeutet die Ausweitung der Betriebstätigkeit in zusätzliche Geschäftsfelder. Sie kann mit der Erschließung neuer Märkte einhergehen oder dem Anbieten weiterer Leistungen im bisherigen Markt. Diversifizierungen können Chancen bieten und brachliegende Potenziale erschließen. Sie sind jedoch mit hohen Risiken verbunden und oftmals gescheitert. 

Unternehmensberater empfehlen im Allgemeinen eine Fokussierung auf die Haupttätigkeit und das Streben nach der Marktführerschaft für dieses Produkt. Eine Analyse der Unternehmensberatung Bain & Company aus dem Jahr 2012 ergab, dass marktführende Unternehmen eine durchschnittlich fast doppelt so hohe Kapitalrendite wie ihre Wettbewerber erreichen. Hiernach erreichen sie auch bei der Expansion in angrenzende Geschäftsfelder ein zweieinhalb bis dreimal größeres Wachstum. Die Bain-Studie empfiehlt unter anderem:

  1. Konzentration und volle Potenzial-Ausschöpfung im klar definierten Kerngeschäft
  2. Vorsichtige Diversifikation in naheliegende Geschäftsfelder

Neue Geschäftsmodelle sollten nur in Angriff genommen werden, wenn das Kerngeschäft genügend Gewinn und Wachstum verzeichnet, so eine weitere Empfehlung der Consultants. 

Was heißt zurück zum Kerngeschäft?

Der Begriff Kerngeschäft erlangte erstmals in den 1980er-Jahren große Verbreitung. Seit dieser Zeit haben sich viele Großunternehmen diversifiziert. Oft verfehlten sie dabei ihre Ertragsziele. Ein Beispiel dafür bietet der Fusionskonzern Daimler-Chrysler mit Töchtern oder Sparten wie AEG, Dornier, DASA und weiteren, die sich als ineffizient erwiesen.

Über die Grenzen ihrer Kernkompetenzen hinausgegangen, gerieten und geraten bis heute viele Konzerne in eine finanzielle Schieflage. Als Folge werden Einsparungen notwendig. In den Medien hört man oftmals Formulierungen wie „Wir müssen uns gesundschrumpfen“, „den Konzern umbauen/umstrukturieren“ oder Aussagen wie „Wir fokussieren uns ab sofort wieder aufs Kerngeschäft“. Dazu wird analysiert, welche Sparten besonders hohe und welche besonders geringe Gewinne erwirtschaften.

Der Weg „zurück zum Kerngeschäft“ führt über:

  • Verkauf unrentabler Sparten an Wettbewerber
  • Outsourcing, das heißt, die Auslagerung von Tätigkeiten an externe, spezialisierte Dienstleister
  • Desinvestition. Dabei wird wenig Gewinnbringendes langsam zurückgefahren (Auslaufmodell)

Das Kerngeschäft im Franchising

In Puncto Fokussierung übernimmt das Franchising eine Vorbildfunktion. Ein typisches Merkmal des Franchising ist die Besetzung einer Marktnische und die Konzentration auf ein Hauptprodukt. In ihren Marktnischen übernehmen viele Franchisesysteme mit ihren Lizenzpartnern die Marktführerschaft in den jeweiligen Vertriebsgebieten; sie erreichen oft den höchsten Bekanntheitsgrad oder sind überhaupt als einzige für diese Dienstleistung bekannt. Beispiele sind der Windschutzscheiben-Service (z.B. Carglass) statt Kfz-Komplett-Reparatur, der reine Werkzeugverleih (u.a. Rentas) statt z.B. Großhandel oder Baumarkt oder die Systemgastronomie mit einem Kernprodukt wie Pizza oder Burger.

Ferner lassen sich durch die Fokussierung die Arbeitsprozesse extrem „verschlanken“. Franchiser betreiben also praktisches Lean Management. Ein weiterer Pluspunkt des Franchise-Konzeptes ist die Arbeitsteilung: Da die Franchise-Zentralen den Partnerbetrieben viele administrative und strategisch-planerische Tätigkeiten wie Einkauf, Marketing-Steuerung, Controlling oder teilweise sogar Buchführung abnehmen, können sich die Partner vor Ort auf Umsetzung, Produktion, Vertrieb und Kundenbetreuung konzentrieren.   




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