Autor: FranchisePORTAL-Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 05.11.2019
Inhaltsverzeichnis
-
» Was ist unter einem Betriebsmittelkredit zu verstehen?
- » Was unterscheidet Betriebsmittelkredite von Investitionsdarlehen?
- » Welche Betriebsmittelkredite gibt es?
- » Was finanziert ein Betriebsmittelkredit?
- » Welche Zinsen bzw. Konditionen gelten bei Betriebsmittelkrediten?
- » Welches Vorteile und Nachteile hat ein Betriebsmittelkredit?
- » Wie beantragt man einen Betriebsmittelkredit?
- » Gibt es Betriebsmittelkredite ohne Sicherheiten?
Was ist unter einem Betriebsmittelkredit zu verstehen?
Definition:Ein Betriebsmittelkredit ist ein Darlehen, ein Lieferanten- oder ein Kontokorrentkredit zur Finanzierung der Betriebsmittel. Er sichert das Umlaufvermögen und die laufenden Kosten eines Unternehmens ab und damit die Liquidität und den Geschäftsbetrieb. Im Unterschied zum Investitionsdarlehen für das Anlagevermögen ist ein Betriebsmittelkredit meist kurzfristig verfügbar, aber zu höheren Zinsen.
Was unterscheidet Betriebsmittelkredite von Investitionsdarlehen?
Sowohl Betriebsmittelkredite als auch Investitionsdarlehen zählen zur Unternehmens-Fremdfinanzierung bzw. zum Fremdkapital. Was unterscheidet sie?
Mit den meist langfristig laufenden und zinsgünstigeren Investitionsdarlehen wird das Anlagevermögen bzw. die Geschäftsausstattung finanziert. Ein Betriebsmittelkredit hingegen schließt drohende Liquiditätslücken bei Zahlungsengpässen, welche gerade in Dienstleistungsbranchen eher die Regel als eine Ausnahme darstellen. Bei einer Existenzgründung zum Beispiel: Hier müssen zwischen ersten Auftragsannahmen, Auftrags-Bearbeitungen und Abrechnungen sowie Zahlungen durch die Kunden längere Zeiträume ohne laufende Einnahmen überbrückt werden. Auch bei etablierten Unternehmen decken die Einnahmen die Ausgaben nicht immer zeitnah.
Betriebsmittelkredite sind im Gegensatz zu Investitionsdarlehen meist kurzfristiger verfügbar und sofort zu beantragen. Im Regelfall sind die Finanzierungs-Volumina niedriger und die Laufzeiten kürzer (kurz- bis mittelfristig). Dafür sind die Zinssätze meist deutlich höher, da sich die Größenordnungen der Betriebsmittelkredite für die Banken bzw. Gläubiger (Kreditoren) kaum im Voraus kalkulieren lassen.
Welche Betriebsmittelkredite gibt es?
Die am häufigsten gewährten Betriebsmittelkredite sind nicht etwa klassische Bankdarlehen, sondern Kontokorrentkredite. Beim Kontokorrentkredit handelt es sich um den Kreditrahmen, den die Bank dem Kunden auf dem Geschäftskonto gewährt. Man könnte vom „geschäftlichen Dispokredit“ sprechen.
Die zweit-gängigste Form der Betriebsmittelkredite sind Lieferantenkredite mit gewährten Zahlungszielen, etwa durch Skonti.
Erst an dritter Stelle stehen klassische Darlehen, die von Hausbanken oder (bei Existenzgründern) auch von Förderbanken zur Verfügung gestellt werden.
Eine weitere Möglichkeit zur Betriebsmittelfinanzierung ist das Factoring, das heißt die Abtretung von Forderungen an Inkasso-Unternehmen. Das Factoring zählt jedoch nicht zu den Betriebsmittelkrediten.
Was finanziert ein Betriebsmittelkredit?
Der Betriebsmittelkredit finanziert das Umlaufvermögen des Unternehmens. Es besteht beispielsweise aus:
- Rohstoff- und/oder Wareneinkauf
- Personalkosten
- Mieten
- Lieferantenkrediten / Zahlungszielen
- Offenen Forderungen an Kunden
- Kosten für Werbeaktionen, Beratungsleistungen u.m.
- Anderen laufenden Betriebsausgaben
Welche Zinsen bzw. Konditionen gelten bei Betriebsmittelkrediten?
Im Internet stößt man unter den Suchbegriffen "Betriebsmittelkredit Konditionen" auf spezialisierte Plattformen, die einen gezielten Vergleich von Finanzierungsangeboten ermöglichen. Dort werden die Angebote übersichtlich aufgelistet, so dass die Anbieter mit den besten Konditionen gezielt angefragt werden können.
Tilgung und Verzinsung
Die Tilgung beruht meist auf kurz- oder mittelfristiger Auslegung. Die Laufzeit im Sinne der Dauer einer Kreditaufnahme kann jedoch unbegrenzt sein und immer wieder verlängert werden, vor allem wenn ständig eine neue Betriebsmittelfinanzierung benötigt wird.
Beim Betriebsmittelkredit wird meist keine regelmäßige Tilgung in Form etwa eines monatlichen Fixbetrages vereinbart. Rückzahlungen erfolgen viel häufiger je nach den Betriebseinnahmen.
Der Zinssatz setzt sich im Regelfall aus dem allgemein gültigen Referenz-Zinssatz z.B. der EZB plus der Marge des Kreditinstitutes zusammen. Statt den Referenz-Zinssatz heranzuziehen, kann auch ein Festsatz vereinbart werden. Zusätzlich möglich: Referenz-Satz plus Zinsobergrenze. In diesem Fall zahlt der Kreditnehmer nie mehr als das Vereinbarte und profitiert von fallenden Leitzinsen. Hinzu kommt bei den meisten Bankangeboten eine Bereitstellungs-Provision von durchschnittlich rund 30 Prozent der Marge. Manchmal berechnen die Geldgeber stattdessen eine fixe Bearbeitungsgebühr.
Kündigung
Ein Betriebsmittelkredit kann jederzeit durch den Kreditnehmer gekündigt werden. Dann muss er die Restsumme vollständig zurückzahlen. Ebenso kann aber auch der Kreditgeber eine sofortige vollständige Rückzahlung verlangen – etwa dann, wenn er seine Kreditsumme aufgrund schlechter Geschäftsentwicklungen gefährdet sieht.
Sicherheiten
Kreditinstitute verlangen für einen Betriebsmittelkredit ausreichendes Eigenkapital bzw. Sicherheiten. Neben dem Privatvermögen können auch Forderungen/Außenstände oder das bestehende Anlagevermögen als Sicherheiten herangezogen werden. Die genauen Kreditkonditionen sind stets abhängig vom Kapitalbedarf und der Bonität des beantragenden Unternehmens.
Welches Vorteile und Nachteile hat ein Betriebsmittelkredit?
Vorteile:
- Sofortige Verfügbarkeit
- Vermeidung drohender Zahlungsunfähigkeit/Insolvenz durch Überbrückung von Liquiditätsengpässen
- Hohe Flexibilität, da Betriebsmittelkredite laufend in Anspruch genommen werden und nach der Höhe der Geldeingänge rückzahlbar sind
- Möglichkeit der Vereinbarung einer Zinsobergrenze
- Vorteile bei sinkendem Zinsniveau
Nachteile:
- Meist hoher Zinssatz
- Bereitstellungszins, Provision oder Bearbeitungsgebühr
- Negative Folgen bei steigenden Zinssätzen, falls keine Zinsobergrenze vereinbart wird
Weiterer Vorteil von Investitionsdarlehen und Betriebsmittelkrediten: Die Zinsen können Freiberufler als Werbungskosten und Unternehmen als Betriebsausgaben von der Steuer absetzen.
Wie beantragt man einen Betriebsmittelkredit?
Zum Antrags-Bankgespräch sind persönliche Legitimationsdokumente wie Personalausweis oder Reisepass nötig. Dazu – bei bestehenden Unternehmen – die letzten drei Jahresabschlüsse, die letzten drei Steuerbescheide und die weitere Unternehmensplanung samt Beschreibung des Kredit-Verwendungszwecks. Bei einer Existenzgründung muss der Businessplan anstelle von (noch nicht vorhandenen) Steuerbescheiden und Abschlüssen vorgelegt werden.
Gibt es Betriebsmittelkredite ohne Sicherheiten?
Grundsätzlich können Geldgeber auch Betriebsmittelkredite ohne den Nachweis von Sicherheiten gewähren. Dies hängt aber sehr von der Bonität und Zuverlässigkeit des beantragenden Unternehmens ab.