Vor der Franchise-Gründung: Der Blick auf die Finanzen

Wer ein Franchisekonzept gefunden hat, das zu seinem beruflichen und persönlichen Profil optimal passt, steht zwangsläufig vor der Frage, wie der Systemeintritt und damit die wirtschaftliche Zukunft als Franchisenehmer finanziert werden kann.

Vor der Franchise-Gründung: Der Blick auf die Finanzen

„Das meiste Geld geht beim Bezahlen drauf“. Eine Weisheit, die für alle Lebenslagen gilt und die bei der Finanzierung der eigenen Existenz natürlich eine ganz besondere Bedeutung hat. Wer ein Franchisekonzept gefunden hat, das zu seinem beruflichen und persönlichen Profil optimal passt, steht zwangsläufig vor der Frage, wie der Systemeintritt und damit die wirtschaftliche Zukunft als Franchisenehmer finanziert werden kann. Das Investitionsvolumen einer Franchisegründung ist von System zu System höchst unterschiedlich und selbst innerhalb eines Franchisesystems nicht bis auf den letzten Euro identisch. Ohne Blick auf die Finanzen geht aber gar nichts.

Wie viel Eigenkapital haben Sie?

Eigenkapital sind liquide Mittel, über die Sie kurzfristig und frei von Rechten Dritter verfügen können. Je höher Ihr Eigenkapitalanteil im Verhältnis zur benötigten Gesamtfinanzierung ist, desto kreditwürdiger sind Sie. Fehlendes Eigenkapital erschwert eine Unternehmensgründung dagegen ganz erheblich, denn die Finanzierung wird durch schlechtere Zinskonditionen auf jeden Fall deutlich teurer. Wenn zudem eine Bürgschaftsbank für fehlende Sicherheiten einspringt, ist jährlich eine Bürgschaftsprovision zu bezahlen, die meistens 1,5 bis 2 Prozent des Kreditvolumens beträgt.

Sollte die Gründung in der Rechtsform einer Kapitalgesellschaft erfolgen, muss die gesetzlich vorgeschriebene Stammeinlage durch die Gesellschafter aufgebracht werden. Allerdings darf dieses Kapital dann auch für Investitionen und den laufenden Geschäftsbetrieb verwendet werden.

Das Eigenkapital sollte 20 bis 30 Prozent des gesamten Finanzierungsvolumens ausmachen. Allgemein gilt die Faustregel: Eigenmittel werden für das laufende Geschäft eingesetzt und Fremdkapital wird für das Anlagevermögen verwendet.

Wenn Sie in der glücklichen Lage sind, so viel Eigenkapital zu haben, dass Sie überhaupt kein Fremdkapital benötigen, sollten Sie zusammen mit Ihrem Steuerberater entscheiden, ob es wirklich sinnvoll ist, Ihre Gründung ohne Fremdkapital zu starten weil die Zinsen für Fremdkapital steuerlich berücksichtigt werden.

Können Sie die für das Franchisesystem erforderliche Investitionssumme aufbringen?

Ihre Entscheidung für ein bestimmtes Franchisesystem wird von vielen Faktoren beeinflusst und die Frage, was Sie als Franchisenehmer verdienen können, spielt dabei natürlich eine wesentliche Rolle. Allerdings besteht nahezu ausnahmslos ein Zusammenhang zwischen den erforderlichen Investitionen und der Einkommensperspektive. Sie können in der Systemgastronomie viel Geld verdienen, müssen aber ganz erhebliche Investitionen tätigen, um sich diese Möglichkeit zu erschließen. Wenn Sie aus einer kleinen fahrbaren Box irgendwo Würstchen verkaufen wollen, sind die Investitionen sicher überschaubar – Ihr Verdienst aber ebenso.

Es bringt nicht viel nur auf die Umsatzgrößen zu schauen, denn ein Unternehmer lebt nicht vom Umsatz, sondern vom Ertrag und die Gewinnmargen in den verschiedenen Branchen sind nun mal höchst unterschiedlich. Die Eckdaten, die ein Franchisegeber öffentlich nennt, sind mit Vorsicht zu betrachten, da die individuelle Ausgangssituation der Gründung auch innerhalb eines Systems unterschiedlich ist. Ein typisches Beispiel aus dem Handel oder der Systemgastronomie: Der Vermieter übernimmt große Teile der Handwerkerleistungen und legt diese auf den Mietpreis der nächsten Jahre um. Das reduziert die zu finanzierenden Investitionen spürbar, dafür ist über Jahre hinweg eine höhere Miete zu zahlen.

Im anderen Fall werden die Räumlichkeiten „besenrein“ zu einem vorteilhaften Mietpreis vermietet, die Gründungsinvestitionen sind aber deutlich höher, da jede Handwerkerstunde und jeder Meter Elektroleitung vom Gründer bezahlt werden muss. Zu den Investitionen gehören aber nicht nur die Handwerksleistungen, Maschinen und die Betriebsausstattung. Das erste Warenlager gehört dazu, die Einstiegsgebühr für den Systembeitritt und der Finanzbedarf für die regionale Markterschließung in der Startphase. Auch die Maklerprovision, die zu hinterlegende Mietkaution, Beratungskosten und diverse Nebenkosten der Gründung sollten berücksichtigt werden.

Und last not least müssen Sie einen betrieblichen Kontokorrentrahmen mit der Bank vereinbaren. Das ist zwar keine Investition im eigentlichen Sinn, aber während die Zahlungstermine für Miete, Steuern, Lieferanten usw. feststehen, sind Umsatzschwankungen kaum planbar – und dafür muss vom Start weg eine solide Vorsorge getroffen werden.

Kennen Sie schon die wichtigsten Fördermittel?

Für Existenzgründungen gibt es ein großes Spektrum an Fördermitteln für die unterschiedlichsten Ausgangslagen und Bedürfnisse. Die vielfältigen Angebote der KfW, die korrekte Bezeichnung lautet „Förderprodukte“, stehen dabei meistens im Mittelpunkt der Überlegungen – und das völlig zu recht. Dabei gilt grundsätzlich das Hausbankprinzip. Das heißt ohne die Einbindung eines Kreditinstituts Ihrer Wahl – naheliegend ist Ihre Hausbank – können keine Anträge auf Förderung gestellt werden.

Was macht die Förderprodukte der KfW für Gründungen so attraktiv? Stichworte Transparenz und Flexibilität: Die einzelnen Förderprodukte sind strukturiert und eindeutig beschrieben, für welche Investitionen sie zur Verfügung stehen, welche Grenzen beim Finanzierungsvolumen gelten und welche Besicherung erforderlich ist. Außerdem ist es möglich, durch unterschiedlich lange Kreditlaufzeiten und tilgungsfreie Zeiten für die Anlaufphase der Gründung die Finanzierung individuell zu gestalten.

Auch für eine Selbstständigkeit im vorläufigen Nebenerwerb gibt es Angebote, für die neuen Bundesländer und Berlin gibt es teilweise Sonderkonditionen und ganz grundsätzlich wird der Zugang zum Kredit durch weitreichende Haftungsfreistellung gegenüber der Hausbank spürbar erleichtert.

Stichwort Zinsen: Hier gilt seit Jahren das sogenannte risikogerechte Zinssystem, das für die meisten Förderprodukte der KfW relevant ist. Die Zinskonditionen für das jeweilige Gründungsvorhaben ergeben sich einerseits aus den wirtschaftlichen Verhältnissen (Bonität) und der Werthaltigkeit der gestellten Sicherheiten. Für ein und dasselbe Förderprodukt ergeben sich dadurch neun verschiedene Zinssätze, die sich ganz erheblich unterscheiden. Beim ERP-Gründerkredit zum Beispiel, der als universelles Förderprodukt betrachtet werden kann, beträgt die Differenz zwischen der besten und der schlechtesten Preisklasse und unabhängig von der Laufzeit aktuell 6,4 %.

Ein überzeugender Businessplan sollte diesen Umstand berücksichtigen und Argumente zur Verbesserung der Zinskonditionen enthalten. Bei einer Franchisegründung ist diese Argumentation durch belegbare Gründe deutlich leichter – es muss nur systematisch verarbeitet werden.

Praxistipps

Planen Sie Ihre Finanzen auf jeden Fall umsichtig und ehrlich. Optimismus ist immer gut, Luftschlösser sind aber Selbstbetrug mit langfristiger Wirkung. Das gilt für den Punkt Eigenkapital genauso wie für zu knapp berechnete Investitionen oder eine unter falschen Annahmen kalkulierte Finanzierung. Die Entscheidung für die Selbstständigkeit gehört zu den wichtigsten Entscheidungen in Ihrem Leben – und wenn es einigermaßen läuft wie geplant, werden Sie diesen Schritt nie bereuen. Aber sparen Sie nicht am falschen Ende und holen Sie sich Unterstützung von einem erfahrenen Berater. Rechenbeispiel: Wenn es dem Berater durch eine optimierte Businessplanung gelingt, die Zinsen einer 200.000 Euro-Finanzierung um 3,5 Prozent zu reduzieren, so sind das bei einer Laufzeit von zehn Jahren 35.000 Euro Ersparnis – das Honorar beträgt dagegen nur ein Bruchteil dieser Ersparnis.

Expertenstimme von Reinhard Wingral




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