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Existenzgründung mit Ü50: "Silverpreneure" im Franchising

Wer sich mit 50plus schon zum alten Eisen zählt, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Die geburtenstarken Jahrgänge kommen „in die Fünfziger“ und die Zahl der Geburten ist so niedrig wie noch nie. Erstmals in der Geschichte werden die älteren Jahrgänge die Gesellschaft zahlenmäßig und wirtschaftlich dominieren. Vor diesem Hintergrund gewinnen über 50 Jährige auch als Unternehmensgründer gesellschaftlich immer mehr an Bedeutung.

Die Franchise-Wirtschaft beginnt das Potenzial dieser Zielgruppe zu erkennen und zu nutzen.

Franchising als Chance für die Generation 50plus

Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels wird das Gründungspotenzial in der derzeit besonders gründungsfreudigen Altergruppe der 35 bis 45 Jährigen künftig deutlich abnehmen. Dies würde negative Auswirkungen auf Wachstum und Innovationskraft der Franchise-Branche haben, wenn das rückläufige Gründungsgeschehen nicht durch neue Zielgruppen ausgeglichen würde.

Ältere Gründer mit einer Ausbildung zum Handwerker bzw. Facharbeiter oder einem akademischem Studium haben gute Chancen, diese Lücke zu füllen. Oft sind sie mit betriebswirtschaftlichen, technischen, naturwissenschaftlichen, pädagogischen Kenntnissen ausgestattet oder sie besitzen besondere Fertigkeiten im Bereich der Sprache, Kunst, Kultur. Es handelt sich also um Personen, die – bei entsprechender Unterstützung und Schulung durch den Franchisegeber  – erprobte Unternehmenskonzepte erfolgreich umsetzen können.

Für die „Silverpreneure“ der Generation 50+ gibt es überzeugende Argumente zugunsten einer Unternehmensgründung als Franchise-Nehmer und den Verzicht auf eine traditionelle Existenzgründung:

  •  bisherige Branche, Tätigkeit und Kontakte sind für Gründungsvorhaben oft ungeeignet,
  • kurzfristige Aneignung unternehmerischer Kompetenzen und Fähigkeiten ist notwendig,
  • für unternehmerischen Erfolg steht altersbedingt nur ein begrenztes Zeitfenster offen,
  • finanzieller Einsatz muss sich so schnell und sicher wie möglich amortisieren lassen,
  • Bedarf an Fremdkapital ist aufgrund der Ersparnisse meist vergleichsweise gering,
  • Wunsch nach Erfahrungsaustausch und Kommunikation ist stärker ausgeprägt,
  • Lebenserfahrung und soziale Fertigkeiten fördern Zusammenarbeit im Netzwerk,
  • Selbstdisziplin und realistische Risikoeinschätzung sorgen für systemkonformes Verhalten,
  • Führungserfahrung, Planungstechniken und Organisationstalent oft durch Berufstätigkeit und Familienarbeit vorhanden.

Motivation zur Existenzgründung im Ruhestand

Seit 1995 hat der Anteil über 50-jähriger Gründer bzw. Gründerteams in Deutschland um 3 Prozentpunkte auf über 20 Prozent zugenommen. Angesichts der demografischen Entwicklung wird dieser Trend voraussichtlich anhalten, so dass bis 2050 mit einer Steigerung auf etwa 27 Prozent aller Gründungen gerechnet wird.

In den USA kamen bereits im Jahr 2006 die meisten Gründer aus der Altersgruppe der 55- bis 64-Jährigen (Quelle: Ewing Marion Kauffman Foundation 2006), die Selbständigkeit als eine neue berufliche Herausforderung im „Ruhestand“.

Das Zukunftsinstitut Kelkheim hat die wichtigsten Megatrends der „Silver Society“ ermittelt. Als wichtigste Motive dieser Altersgruppe für eine Unternehmensgründung „in den besten Jahren“ sind Selbstverantwortung, Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung zu nennen.Die Kultur des vitalen Alterns und des lebenslangen Lernens erfasst die Arbeitsbiografien. Mehrere Berufe, mehrere Arbeitgeber, wechselnde Arbeitsumfelder werden zur Normalität.

Neben dem Motiv der Selbstverwirklichung nimmt unter älteren Gründern der Anteil derjenigen zu, die aus einer finanziellen Notlage heraus oder aus Mangel an Erwerbsalternativen ein Unternehmen gründen.  So sind altere Menschen verstärkt von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen und sehe nach einer längeren Arbeitslosigkeit keine Chance mehr, wieder eine Anstellung zu finden. In bestimmten Regionen Deutschlands, vorwiegend in Ostdeutschland. besteht weiterhin ein massiver Mangel an Arbeitsplätzen. Hinzu kommen Frauen, die nach langer Familienpause keine Anstellung mehr finden.Die eigene Unternehmensgründung kann eine zweite Karriere einleiten, in der sich die beruflichen Herausforderungen ohne die früheren Zwänge bewältigt lassen. (Gründungen durch Ältere)

Die Unterscheidung zwischen „Necessity“-Gründern (= Personen, die aus Mangel an Erwerbsalternativen gründen) und „Opportunity“-Gründern (= Personen, die eine ihnen günstig erscheinende Geschäftsidee umsetzen wollen) hat angesichts der zunehmenden Förderung von Existenzgründungen aus der Arbeitslosigkeit an Bedeutung gewonnen. Der Anteil der „Necessity“-Gründer macht in Deutschland 20% bis 30% der Gründer aus, wobei die Zahlen je nach Beobachtungsjahr und Datenquelle schwanken. Ihr  Anteil beträgt bei der Gruppe der von der Bundesagentur für Arbeit geförderten Existenzgründungen rund 75%. Im Durchschnitt sind sie älter, wurden seltener im Berufsfeld der Gründung ausgebildet, kommen häufig aus Ostdeutschland und waren vor dem Eintritt in die Selbständigkeit länger arbeitslos. Dagegen gibt es keine Unterschiede in Bezug auf Geschlecht und schulischer Ausbildung. Eine Analyse der Erfolgsaussichten beider Gruppen ergab, dass Opportunity“-Gründer mit ihrer Gründung zwar im Durchschnitt ein höheres Einkommen erzielen, jedoch keine deutlichen Unterschiede in Bezug auf die Verweildauer in der Selbständigkeit festzustellen sind. „Necessity“-Gründer sind genauso erfolgreich wie „Opportunity“-Gründer, wenn sie in dem Berufsfeld der Gründung ausgebildet wurden.

Fähigkeiten und Grenzen der „jungen Alten“

In Mitteleuropa sehen die heute 50-, 60- oder 70-Jährigen nicht nur jünger aus, sie sind im Durchschnitt auch gesünder und leistungsfähiger als die vorangegangenen Generationen. Durch die  Verlangsamung des Alterungsprozesses sind sie häufig noch fit genug für das „Abenteuer Selbständigkeit“.

Doch hält sich in der Gesellschaft hartnäckig das Klischee, dass ältere Menschen nicht mehr lernfähig oder lernwillig seien. Tatsächlich nehmen mechanische Faktoren wie geistige Schnelligkeit und Merkfähigkeit ab dem 25. Lebensjahr kontinuierlich ab, wenn nicht geistige Herausforderungen und moderate körperliche Bewegung dem Abbau entgegen wirken. Dagegen erreichen pragmatische Faktoren wie die Ansammlung von Erfahrungen und soziale Kompetenzen erst mit 55 bis 60 Jahren ihren Höhepunkt und bleiben bis etwa 85 Jahre konstant.

Der 50-ste Geburtstag ist oft Anlass, persönlich und beruflich Bilanz zu ziehen, sich sehr persönliche Fragen nach den eigenen Lebenszielen zu stellen und die Weichen für das weitere Leben neu zu stellen.

Im letzten Jahrzehnt ist ein zunehmendes Interesse der Altersgruppe über 50 am Gründungsgeschehen zu verzeichnen. Gründungen der Altergruppe 50 plus erfolgen vorwiegend im Rahmen traditioneller Existenzgründungen als Einzelkämpfer. Dabei gründen sie ihr Unternehmen meist in Branchen, in denen sie über besondere Erfahrungen verfügen oder sie beschränken sich auf Kleinstgründungen in diversen Dienstleistungsbereichen. Bei den Gründungen wird weniger das Lebensalter zum Problem, als dass es sich meist um Kleinstfirmen ohne große Wachstumschancen handelt.

Als Vorteil gegenüber jüngeren Gründern kann die Altersgruppe 50plus auf ihre größere Lebenserfahrung, spezifische Branchenkenntnisse, langjährige Kundenkontakte und ein finanzielles Polster verweisen. Andererseits ist die Angst zu scheitern, das in Jahrzehnten erworbene Vermögen wieder zu verlieren und die verbleibenden Lebensjahre in Armut zu verbringen, bei den Menschen über 50 stärker ausgeprägt.

Das Einzelkämpfer-Dasein ist für ältere Gründer, die ihr bisheriges Berufsleben mit zahlreichen Kollegen und Mitarbeitern verbracht haben und auf eine gewachsene Unternehmensstruktur zurückgreifen konnten, anfangs oft mit Eingewöhnungsproblemen verbunden. Sie fühlen sich häufig allein gelassen und überlastet, da die vielfältigen Anforderungen in der Aufbauphase an den Kräften zehren. Vorbeugend könnte die Suche eines vertrauenswürdigen Mitgesellschafters in Betracht gezogen werden. Der Gründer könnte auch die Leistungen von Gründernetzwerken nutzen oder sich in Bürogemeinschaften einmieten. Bei ausreichend Startkapital bietet sich die Einschaltung eines kompetenten Unternehmensberaters oder Coaches an. (Ältere Gründerinnen und Gründer)

Finanzierung und Förderung der Selbstständigkeit

Eine wichtige Hürde für über 50-Jährige ist die Finanzierung des Gründungsvorhabens, wenn das vorhandene Eigenkapital nicht ausreicht. In der Tat kann das Alter dem Zugang zu Darlehen, auch zu bestimmten Förderdarlehen, im Wege stehen. Die Finanzinstitute rechnen bei der Darlehensvergabe an Ältere mit höheren Risiken, da sie die fristgerechte Bedienung der Kredite durch häufigere Krankheiten oder gar den Tod des Gründers gefährdet sehen. Notwendig ist in diesem Fall ein Erfolg versprechendes Unternehmenskonzept mit einem schlüssigen Rückzahlungsplan. (Ältere Gründerinnen und Gründer)

Dagegen erklärt beispielsweise die Sparkasse Göttingen, dass die Finanzierungsanfragen der Altergruppe 50plus einen Anteil von rund 5% ausmache und das Alter der Antragsteller die Finanzierungsentscheidungen nicht beeinflusse. Bei der Kreditvergabe entfielen etwa 50 % des Finanzierungsvolumens von durchschnittlich 50.000 Euro auf Eugenmittel der Sparkasse Göttingen, der Rest werde durch öffentliche Förderprogramme finanziert. Am häufigsten kommen dabei der Niedersachsen-Kredit der NBank und das KfW-Programm „Startgeld“ zum Einsatz. Für die Unterstützung und Förderung der Existenzgründer setzt die Sparkasse Göttingen spezielle Existenzgründungsberater ein.

Grundsätzlich sollen öffentliche Fördermittel unabhängig vom Lebensalter der Gründer zur Verfügung stehen, allerdings sind von älteren Gründern folgende Einschränkungen zu beachten:

Unternehmerkapital: ERP-Kapital für Gründung (0 bis 2 Jahre)

Während das „ERP-Kapital für Gründung“ normalerweise eine tilgungsfreie Zeit von sieben Jahren vorsieht, verringert sich diese tilgungsfreie Zeit um die Anzahl der Lebensjahre über 55. Bis zum 62. Geburtstag muss der Gründer das ERP-Kapital abgerufen und bis zum 70. Lebensjahr zurückbezahlt haben. Bei einem Lebensalter von über 62 Jahren ist eine Förderung der Gründung nicht möglich.

Unternehmerkapital: ERP-Kapital für Wachstum (2-5 Jahre):

Bei der Vergabe von ERP-Kapital für Wachstum fließt das Lebensalter des Antragstellers in die Risikobewertung mit ein. Je älter der Antragsteller ist, umso schwerer wird es für ihn, eine Darlehenszusage zu erhalten.

Förderung bei fehlendem Eigenkapital

Von Langzeitarbeitslosigkeit betroffene Gründer haben ihr Vermögen meist zuvor bereits aufgebraucht und besitzen keinerlei Eigenkapital für den Start in die Selbstständigkeit. Ohne Sicherheiten haben sie kaum Chancen bei der Beantragung  eines Bankdarlehens. Für sie kommen dagegen das StartGeld und das Mikro-Darlehen der KfW Mittelstandsbank sowie der Mikrofinanzfonds Deutschland in Betracht, die auch bei geringem oder keinem Eigenkapital gewährt werden können.

Weiterbildungsangebote

Bei älteren Jahrgängen sind häufig eine geringere Flexibilität, fehlende kaufmännische Kenntnisse (z.B. zu Kundenakquise, Verkauf, Vertrieb) sowie Schwierigkeiten bei der Bewältigung der Multifunktionen eines Unternehmers zu beobachten. Für einen Teil der Gründer erweisen sich die während ihrer Berufstätigkeit erworbene Kenntnisse als wenig hilfreich in der beruflichen Selbständigkeit. Sie sollten daher die vielfältigen Weiterbildungsangebote der Kammern und privater  Anbieter gezielt in Anspruch nehmen.

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