Greenfranchising ist kein Privileg der großen,
etablierten Franchise-Systeme. Nachhaltiges Wirtschaften ist nicht an die
Unternehmensgröße gebunden. Ausschlaggebend ist vielmehr die Motivation, im
Sinne der Gesellschaft zu handeln. Wir wollen in unserer Greenfranchising-Rubrik
kreative, nachhaltige Ansätze vom Newcomer bis zum Global Player vorstellen, um
Impulse zu geben. Impulse, die Überlegungen zum Innovieren des eigenen Angebotes
oder der strategischen Ausrichtung initiieren.
Bei BioZell handelt es sich um einen Newcomer im Handwerksbereich. Das
Unternehmen wurde im November 2009 von Mario D’Amico und Nico Sontheimer in
Neu-Ulm gegründet und zählt heute bereits 26 Partner zum System. Im Zentrum des
Geschäftskonzeptes steht eine ökologische Oberflächenbeschichtung, die für die
Rauminnengestaltung genutzt wird. Die Beschichtung wird mittels
Kompressionsverfahren direkt auf die Wand aufgetragen. Durch die besondere
Technik des Auftragens und der Beschichtung fast aller Oberflächen wird Raum für
Kreativität und Individualität geboten. Entsprechend der Verarbeitung von
Zellulose, Quarz und Holzfaser entsteht ein 100% ökologisches Material, dass
verschiedene Strukturbilder ermöglicht.
Lesen Sie im folgenden Interview von Frau Prof. Bellone mit Mario
D´Amico, einem der beiden Unternehmensgründer, mehr über die Ambitionen und
Inhalte des Lizenz-Systems.
Prof. Veronika Bellone: Sie bieten für den Wohnbereich
ein neuartiges, nachhaltiges Produkt an, das zum Teil aus der Verarbeitung von
Abfallholz und –spänen besteht. Was war die „Initialzündung“ für dieses
innovative Produkt?
Mario D'Amici: Wir bezeichnen uns als „Tüftler“. Aus dem
Handwerk kommend, haben wir an einer Idee für gesundes Wohnen gearbeitet, die
zudem noch eine kreative Komponente haben sollte. Nach einer entsprechenden
Entwicklungszeit hatten wir ein Produkt, das sich nicht nur gut verarbeiten ließ
und eine attraktive Struktur hatte, sondern zudem noch ohne chemische Zusätze
auskam. Mit einem Gebrauchsmusterschutz und einer europäischen
Gemeinschaftsmarkenanmeldung versehen, brachten wir es dann nach einer
mehrmonatigen Testphase Ende 2009 auf den Markt. Die Initialzündung hatte aber
sicher auch damit zu tun, dass meine Frau und ich zum damaligen Zeitpunkt
Nachwuchs bekamen und wir zunehmend sensibler für Themen wie Gesundheit und
Ökologie wurden. Und der Wohnbereich ist da prädestiniert, um sich Gedanken zu
machen, wie man diesen möglichst gesunderhaltend gestalten kann. Unsere
Akzeptanz vom Start weg, scheint eine Bestätigung zu sein, dass wir mit unserem
Konzept am Puls der Zeit sind. Nicht nur für Verbraucher, sondern auch für
Existenzgründer, die sich mit einem ökologisch ausgerichteten Gründerpaket
selbstständig machen wollen.
Prof. Veronika Bellone: Sie haben sich für ein
Lizenzpartner-System entschieden, um sich auf dem heimischen Markt zu etablieren
und zukünftig ins Ausland zu expandieren. Wie leben Sie den nachhaltigen
Gedanken im Partnerschaftssystem?
Mario D'Amici: Wir hatten nach Lancierung unseres
Geschäftskonzeptes und dem erwähnten Kickstart schnell das Potenzial von BioZell
erkannt. So entwickelten wir ein Lizenzsystem in Modulbauweise, das einerseits
Existenzgründern wie auch bereits bestehenden Unternehmen die Möglichkeit geben
sollte, mit BioZell®-Produkten ein eigenes erfolgreiches Firmenkonzept
umzusetzen. Damit wollen wir auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten eingehen, die
gerade im Handwerksbereich so unterschiedlich sind. Wir können nicht erwarten,
dass ein Handwerksbetrieb zu 100 Prozent auf unser Angebot umstellt, aber wir
wollen eine Möglichkeit geben, wie er ein innovatives Produkt sinnvoll
integrieren und sich damit am Markt auch besser behaupten kann. So halten wir es
auch mit Existenzgründern. Wir bieten eine Standardlizenzausstattung an,
beinhaltend die Arbeitsgeräte, eine Grundschulung und einen Webauftritt mit
Support im ersten Jahr für Euro 1'950,-. Damit können unsere Partner ihr
Business starten und die Beschichtungen vornehmen. Je nach persönlicher
Qualifikation und Ambition können dann weitere Module erworben werden wie z.B.
Weiterbildungen, wenn es um kreative Gestaltungsmöglichkeiten mit der
Beschichtung geht oder Marketingprodukte, wenn die regionale Vermarktung
intensiviert werden soll. Damit denken wir, dass wir auch neben dem ökologischen
Ansatz „Hand bieten“, damit sich Partner nicht finanziell übernehmen, sondern
schrittweise ihre Existenz planen.
Prof. Veronika Bellone: Worauf achten Sie in der
Selektionsphase Ihrer Partnerkandidaten, damit diese Ihren Vorstellungen
entsprechen?
Mario D'Amici: Natürlich haben wir einen Ablaufplan. Erst
ein Telefongespräch, um schon recht rasch festzustellen, ob jemand tatsächlich
interessiert ist. Und dann im persönlichen Gespräch geht es uns vor allem um die
echte Überzeugung. Möchte ein Interessent wirklich mit unseren Produkten
arbeiten, ist er oder sie überzeugt vom ökologischen Gedanken? Hat er oder sie
ein solides Wertesystem – wie wir sagen. Damit meinen wir, ob sich unser
Partnerkandidat bzw. eine Partnerkandidatin verantwortlich verhält, offen und
tolerant ist. Damit diese Auseinandersetzung mit sich selbst und unserem
Existenzgründerangebot auch nicht reine „Makulatur“ ist, beschreibt jeder
Partner/jede Partnerin seinen/ihren Weg zu BioZell. Diese kleine, persönliche
Story kommt dann auch auf die Website der Partner/innen, wenn es zur
Zusammenarbeit kommt. Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht, denn wer
schriftlich formuliert, worauf es ihm ankommt und was er bei uns sucht, kann
auch von uns eine adäquate Lösung erhalten – selbst wenn sie darin liegt, dass
es zu keiner Kooperation kommt. Aber dann ist beiden Seiten gedient.
Prof. Veronika Bellone: Welche mittelfristigen
Zielsetzungen haben Sie mit BioZell?
Mario D'Amici: Wir sind dabei, neue Produkte zu entwickeln,
die sich allesamt mit der Ökologie im Wohnbereich beschäftigen. Dabei werden wir
uns auch den Fassadenbeschichtungen zuwenden, um das Thema Energieeinsparung
aufzunehmen. Wir denken, dass wir mit der zunehmenden Einbindung unserer
Partner/innen auf marktnahe Produktideen kommen werden, die letztendlich für uns
alle einen Schritt nach vorne bedeuten. Rein strategisch wollen wir dabei auf
dem deutschen Markt mit unserem Lizenz-System wachsen und nach Etablierung einer
soliden Basis ins benachbarte Ausland expandieren.
Prof. Veronika Bellone: Vielen Dank für das Gespräch und
alles Gute für Ihre ambitionierten Vorhaben.
26.11.2010 ©opyright Bellone FRANCHISE
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