Familienunternehmen versus Startup – Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Prognosen
Familiengeführte Unternehmen haben noch immer
eine enorme volkswirtschaftliche Bedeutung. Allein in Deutschland werden rund 95
Prozent aller Unternehmen als Familienbetriebe geführt, in Österreich waren es
im Jahr 2008 rund 80 Prozent. Die Zahl der Arbeitsplätze, die solche
familiengeführten Unternehmen zur Verfügung stellen, liegt bei mehr als 50
Prozent in Deutschland und bei über 70 Prozent in Österreich. Viele dieser
Betriebe laufen bereits unter der Führung der zweiten oder dritten Generation
der ursprünglichen Gründungsfamilie.
Demgegenüber haben die Startups bisher eine etwas untergeordnete
wirtschaftliche Bedeutung, was vor allen Dingen an der geringeren
Unternehmensgröße sowie der geringfügigeren Anzahl von Arbeitsplätzen liegt, die
durch Startups bereitgestellt werden. Als Startups werden Unternehmen
bezeichnet, die sich noch in der ersten Gründungsphase befinden und deren
Lebensdauer von verschiedenen äußeren Faktoren stark beeinflusst wird. Trotzdem
haben gerade die Startups, die sich durch innovative Geschäftsideen und –modelle
auszeichnen in Bezug auf Zukunftsprognosen sehr gute Aussichten. Vorausgesetzt
Planungsvorgänge und unternehmerische Entscheidungen werden sorgsam abgewogen
und vorbereitet.
Im Nachfolgenden sollen die Unterschiede zwischen Familienunternehmen und
Startups herausgearbeitet sowie die anhängigen Chancen und Risiken beleuchtet
werden. Die einzelnen Faktoren und Aspekte sollen mithilfe zweier beispielhafter
Unternehmen verdeutlicht werden, um Unternehmensgründern einen reichhaltigen
Überblick mit Mehrwert bieten zu können.
Die spezifischen Merkmale eines
Familienunternehmens
Ein sogenanntes Familienunternehmen zeichnet
sich dadurch aus, dass die Führung und Organisation des Unternehmens von den
Mitgliedern ein und derselben Familie vollständig übernommen oder zumindest
maßgeblich beeinflusst wird. Dies beginnt bereits bei der Gründung des
Unternehmens und zieht sich nachfolgend bei der Übernahme durch nachfolgende
Generationen von Familienmitgliedern durch.
Mittelständische familiengeführte Unternehmen zeichnen sich in der Regel
durch traditionell geprägte Vorgehensweisen aus, die im Zuge des
gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels immer wieder Neuerungen und
Anpassungen unterworfen sind. Häufig steht im Mittelpunkt des Unternehmens ein
Produkt oder eine Dienstleistung, deren Kern über die Jahre hinweg bestehen
bleibt. Vollständige Neuerungen, die mit einem Verlust des identitätsbildenden
Produkts bzw. der identitätsbildenden Dienstleistung einhergehen, finden sich
bei Familienunternehmen seltener. Stattdessen kommt es eher zu einer Anpassung
des Produkts bzw. der Dienstleistung sowie einer Erweiterung der Produktpalette
oder des Angebots, um weiterhin wirtschaftlich effizient arbeiten zu können.
Das Unternehmen LEEB Balkone GmbH (Leeb.at) beispielsweise ist ein familiengeführtes Unternehmen,
das sich auf die Fertigung und Installation von Balkonen und Zäunen
spezialisiert hat. Mit über 80 Vertriebspartnern hat sich das Unternehmen in den
letzten 60 Jahren zum europaweit führenden Hersteller für Balkone und Zäune
aller Art entwickelt.
Das Erfolgskonzept des Familienunternehmens ist
einfach: Der Fokus wird auf hochgradig qualifizierte Mitarbeiter, eine
individuelle Beratung und ein hochwertiges Produkt gelegt. Während sich
Bauweisen, Konstruktionsmechanismen und Materialien verändern, bleibt das
ursprüngliche Produkt und damit auch das Image des Unternehmens über die Jahre
hinweg erhalten.
Probleme und Risiken bei familiengeführten
Unternehmen
Kleinere und mittelständische familiengeführte
Unternehmen haben in Zeiten, in denen technische Innovationen rasch aufeinander
folgen, vermehrt mit existentiellen Problemen zu kämpfen. So führt
beispielsweise die fortschreitende Technisierung von Herstellungsprozessen zum
Verlust von Arbeitsplätzen, da Handarbeit in vielen Prozessen nicht mehr
wirtschaftlich erscheint. Unternehmen, die diesem Fortschritt nicht zum Opfer
fallen wollen, müssen sich anpassen.
Das Unternehmen LEEB Balkone GmbH beispielsweise hat sich an die
technischen Neuerungen in verschiedenen Sektoren optimal angepasst. So wird
beispielsweise ein Fokus auf neue Herstellungsverfahren gesetzt, durch welche
beim Balkon- und Zaunbau verwendete Materialien noch resistenter und
hochwertiger werden können. Darüber hinaus werden auch andere technische
Möglichkeiten genutzt, wie beispielsweise Computersimulationen, die in den
Beratungsprozess eingebaut werden.
Die Anpassung an sich verändernde Umgebungsbedingungen ist für
alteingesessene, familiengeführte Unternehmen überlebenswichtig, die Einbindung
moderner Prozesse in den Unternehmensbetrieb muss unbedingt gegeben sein. Nur
wenige Unternehmen können es sich leisten, derartige Wandlungsprozesse zu
ignorieren und allein auf Traditionen zu bauen.
Startups im Unterschied zu
Familienunternehmen
Nicht jedes neu gegründete Unternehmen wird
automatisch als Startup bezeichnet. Zwar ist die Lebensdauer des Unternehmens
ein entscheidendes Definitionskriterium, gleichzeitig ist jedoch auch das
jeweilige Geschäftsmodell von entscheidender Bedeutung. Die Gründung eines
Startups basiert in der Regel auf einer innovativen und marktneuen Idee. Eine
Kfz-Werkstatt beispielsweise, die zwar neu eröffnet wird aber die altbekannte
Produktpalette anbietet, würde nicht mithilfe des festgelegten Terminus Startup
bezeichnet werden. Ein Unternehmen dagegen, das neuartige Dienstleistungen
beispielsweise über das Internet vertreibt, dagegen schon. Häufig werden
derartige Unternehmensgründungen durch Finanzierung von außerhalb möglich
gemacht, die Investorensuche stellt nach der Entwicklung von Geschäftsmodell und
Businessplan zumeist den ersten Schritt auf dem Weg zur Gründung eines Startups
dar.
Ein Beispiel für ein solches
Startup stellt die runtastic GmbH (www.runtastic.com) aus
Österreich dar. Die Geschäftsidee dieses jungen Startups basiert auf einer
interaktiven Fitnessplattform, die über mobile Endgeräte genutzt werden kann.
Die Kombination aus Fitnessgedanken, Community-Effekten und individuellen
Trainingseinheiten erzeugt weltweit positives Echo und immer mehr Profi- und
Freizeitsportler entscheiden sich für die Verwendung der Dienstleistung.
Probleme und Risiken bei Startups
Der größte
Risikofaktor bei den sogenannten Startups ist wohl die Stagnation: Eine
innovative Geschäftsidee ist nur einmal innovativ, in den meisten Fällen ziehen
konkurrierende Unternehmen binnen kürzester Zeit mit ähnlichen oder teilweise
sogar optimierten Versionen derselben Geschäftsidee nach. Langfristige
Durchsetzung und Etablierung auf dem Markt entscheidet sich dann nicht zuletzt
aufgrund von Marketingstrategien, Durchhaltevermögen und dem kreativen Potential
des Unternehmens.
Am konkreten Beispiel der runtastic GmbH bedeutet dies, dass ihre
mobil nutzbare App beispielsweise permanent durch neue Features und
Zusatzleistungen erweitert werden muss, damit Kunden mit ihren Wünschen nicht zu
anderen Unternehmen abwandern, die mittlerweile eventuell ähnliche
Dienstleistungen anbieten. Auch über die Einmalnutzung des Angebots muss
nachgedacht werden: Eine App beispielsweise, die nur einmal von einem Kunden
erworben wird, kann langfristig keine weiteren Gewinne mehr erzielen.
Stattdessen empfiehlt sich das Angebot von anhängigen Zusatzleistungen, die etwa
über ein kostenpflichtiges Abo bezogen werden können. Die runtastic GmbH hat
sich eben dieses Prinzip zunutze gemacht.
Fazit: Vor- und Nachteile auf beiden Seiten
Ein
ausführlicher Vergleich von Startups und familiengeführten Unternehmen offenbart
die Chancen und Grenzen beider Unternehmensformen. Während Familienbetriebe in
der Regel auf ein weitflächiges Netz aus Kunden, langjährige Erfahrung und ein
etabliertes Produkt zurückgreifen können, müssen sie sich gleichzeitig permanent
weiterentwickeln, um ihre Position am Markt verteidigen zu können.
Startups dagegen schwimmen zumeist auf der aktuellsten Technologiewelle
und befinden sich damit permanent am Puls der Zeit. Innovation und Fortschritt
sind die Basis, auf der die meisten Geschäftsmodelle in diesem Bereich basieren.
Gleichzeitig entsteht durch diese Voraussetzungen aber auch ein enormer
Innovationsdruck, der nicht selten zum Kollaps des Unternehmens führt.
Konkurrenz und Ideen für weiterführende Geschäftszweige beleben zwar einerseits
das Geschäft, können andererseits aber auch rasch zum Verlust der eigenen
unternehmerischen Identität führen.