Ratgeber & Podcast

für Franchisezentralen

Kommunikation konkretisiert Kooperation!

Franchisekultur ist im Wesenskern Kommunikationskultur. Gemeinsamkeit, konzertiertes Handeln und Kooperation lässt sich nicht durch Verträge erreichen oder gar gewährleisten.

Franchise stammt in seiner ursprünglichen Wortbedeutung aus dem Französischen. Im Mittelalter war es die Bezeichnung für eine Abgabenbefreiung (Steuern, Dienstleistungen und Zölle). Über Jahrhunderte hinweg wandelte sich die Bedeutung des Wortes: Franchising diente nun zur Definition von Sonderrechten, die von der Staatsgewalt an einzelne Personen übertragen wurden. Heute umfasst das Franchising wesentlich mehr als nur die Abtretung von Markenrechten und die Weitergabe von Know-how. Franchising umschreibt ein vollständiges, erprobtes System, das sich durch umfassende Leistungen des Franchise-Gebers einfach und komplett multiplizieren lässt.

An die ursprüngliche Wortwurzel „franc“ für „frei“ knüpft die heutige Konstruktion von Franchiseverträgen mit der rechtlichen Selbstständigkeit der Franchisenehmer und der Abtretung von genau definierten Nutzungsrechten seitens des Franchisegebers an seine Partner an. Und mit dem Stichwort Partnerschaft ist auch schon der Kern jeder Franchiseidee exakt und umfassend, aber eben recht allgemein beschrieben.

In Franchisesystemen arbeiten Vertragspartner zusammen, um gemeinsam unternehmerischen Erfolg nicht nur für sich selbst, sondern in gleichem Maße auch für das Gesamtsystem zu erreichen.

Eine solche freiwillige, aber doch vertraglich abgesicherte Kooperation ist nur möglich, wenn die Kommunikation im System stimmt. Franchisekultur ist im Wesenskern Kommunikationskultur.

Gemeinsamkeit, konzertiertes Handeln und Kooperation lässt sich aber nicht durch Verträge erreichen oder gar gewährleisten. Der Franchisevertrag ist zwar als ein notwendiges Grundgerüst für die beabsichtigte Zusammenarbeit erforderlich, aber nicht die Garantieurkunde für die Erreichung der gemeinsamen Ziele.

Dennoch lässt sich aus den allermeisten Franchiseverträgen klar die konkrete Bedeutung permanenter Kommunikation zwischen den beteiligten Geschäftspartnern für den angestrebten kooperativen Geschäftserfolg ablesen. Ohne zwingende, weil erfolgskritische Notwendigkeit würde man die verschiedenen Formen von Versammlungen, Arbeitskreisen, Beiräten, Partner-Tagungen, Konferenzen und sonstigen Zusammenkünften wohl kaum in rechtlich bindende Formulierungen der jeweiligen Grundstatuten der Vereinigung von freien Unternehmern festschreiben.

Jeder Franchisegeber und jeder Franchisenehmer weiß deshalb schon von Vornherein, dass aktive und dauerhafte Kommunikation eine entscheidende und erforderliche Aufgabe ist, um die eigenen Ziele sicher zu erreichen.

Franchise ohne Kommunikation würde nicht funktionieren, ihren Zweck verfehlen. Franchise mit unzureichender oder fehlgeleiteter Kommunikation läuft Gefahr die gesteckten Ziele nur teil- oder ansatzweise zu erreichen.

Kommunikation ist quasi das Blut in den Adern jedes Franchisesystems. Ohne den stetigen Blutkreislauf aber fehlt es den Muskeln, seien sie auch noch so gut entwickelt und trainiert, aber an der nötigen Stärke zur Entwicklung der ganzen Schlagkraft.

Kommunikation ist in Franchisesystemen dabei nie als Einbahnstraße zu verstehen. Auch ist Kommunikation nur in wenigen Ausnahmefällen bzw. -situationen eine Autobahn mit zwei durch einen Mittelstreifen getrennten Fahrbahnen. Kommunikation im Allgemeinen und im Franchising ganz besonders ist immer eine kurvige, hügelige, mit unterschiedlichen Fahrbahnbreiten und -belägen ausgestattete Bundesstraße mit variablen Formen und Frequenzen von Gegenverkehr. Und Gegenverkehr kann eben auch Gefahr oder Gefährdung bedeuten. Er stellt zumindest eine Herausforderung, die angenommen und bewältigt werden muss.

Konkreter: Die im Vertragswerk verankerten Formen, Kanäle und Wege der Franchise-internen Kommunikation bilden zwar das Gerüst, quasi die Blutbahn für die Struktur und den Ablauf der Kommunikation, sind aber nicht die Muskeln oder gar die DNA. Das Blut in den Adern des Kommunikationsorganigramms eines Franchisesystems ist in der Kommunikationsbereitschaft, dem Kommunikationswillen und der Kommunikationsfähigkeit der handelnden Personen zu verorten.

Selbst vorbildliche, ausgeklügelte und in der Theorie hocheffiziente Prozessvorgaben zum Informationsfluss sind dann wirkungslos, wenn der inneren Einstellung der Franchisebeteiligten die konstruktive Ausrichtung auf den jeweiligen Partner hin fehlt oder abhandengekommen ist. Dann verkommen die noch so gut konzipierten Austauschmöglichkeiten zu nutzlosen und oftmals als lästig empfundenen Kommunikationsritualen.

Zielführende, und deshalb gute und effektive Kommunikation wird eben nicht durch Fluss- oder Strukturdiagramme verwirklicht, sondern einzig und durch die inhaltliche Ausrichtung der Kommunikationsinhalte und der atmosphärisch angenehmen Gestaltung der Kommunikationsumstände. Und an diesem Punkt kommt wieder die ursprüngliche französische Wortwurzel von Franchising ins Spiel: franc für frei! Franchisesysteme gedeihen am besten, wenn die dort herrschende Kultur der Kommunikation frei von Themenverboten, frei von Ängsten, frei von Anschuldigungen, frei von Vorurteilen und frei von Gefahren des Nachtragens ist. Kurz: Franchise Kommunikation sollte im besten Sinne der ursprünglichen Wortbedeutung von Franchise – dieses Wortspiel sei hier erlaubt – „franc und frei“ sein.

Und hier hat dann insbesondere der Franchisegeber als Initiator und Vorantreiber des Gesamtsystems eine erhebliche, aber nicht die alleinige Verantwortung. Seine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass in den innersystemischen Kommunikationsprozessen eine Grundlage für Aufrichtigkeit, konstruktives Miteinander, gemeinsame Problemlösungen und partnerschaftlichen Respekt geliefert wird. Er wird sowohl als Adressat, wie auch als Moderator des Inhaltes von Kommunikation im System immer wieder gefordert sein, Klarheit, Kritikfähigkeit, Konstruktivität und Umsetzungsstärke unter Beweis zu stellen.

Seine exponierte Stellung im Spinnennetz der Kommunikationskanäle gibt dem Franchisegeber damit eine starke Verantwortung für die kreative Kommunikationskultur im System.

Diese Verantwortung gilt es aktiv und von ganzem Herzen anzunehmen. Verantwortung ist nicht nur, und nicht einmal in erster Linie Pflichterfüllung. Sie bietet zu forderst einen großen Gestaltungsspielraum. Und diesen sollte jeder Franchisegeber bezüglich der Kommunikation im „eigenen Laden“ beherzt so nutzen, dass möglichst keine Kommunikationshindernisse den Informationsfluss beeinträchtigen. Erfolgreiche Kooperation in einem Unternehmensverbund lebt und stirbt mit dem freien Gedankenaustausch und der gegenseitigen konstruktiven Kritik. Wer als Franchisegeber hier mit falschen Eitelkeiten oder überheblicher Scheinkompetenz psychologische Barrieren für den kontinuierlichen und freimütigen Austausch von Ideen, Kritik, Gedanken, Anregungen und Initiativen aufbaut, steht oft genug dem eigenen Erfolg selbst im Wege.

Dr. Bernd Süllow
Dr. Bernd Süllow
Dozent an verschiedenen Fachhochschulen

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