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für Franchisezentralen

Fremdkapitalquellen für die Franchisesystem-Finanzierung

Bei Franchisekonzepten haben die Franchisegeber höchst unterschiedliche finanzielle Startbedingungen. Ist der Franchisegeber selbst ein relativ junges Unternehmen, ist die erfolgreiche Marktetablierung des Franchisesystems in der Regel nicht ohne Fremdkapital zu bewältigen.

Bei Franchisekonzepten haben die Franchisegeber höchst unterschiedliche finanzielle Startbedingungen. Wenn ein großes Industrieunternehmen dahinter steht, stellt sich die Frage der Expansionsfinanzierung wohl kaum. Ist der Franchisegeber aber selbst noch ein relativ junges Unternehmen, ist die erfolgreiche Marktetablierung des Franchisesystems in der Regel nicht ohne Fremdkapital zu bewältigen.

Eine Finanzierung über die Bank einschließlich der Einbindung von Fördermitteln ist als Franchisegeber prinzipiell möglich. Aber die drei Faktoren eines jungen Unternehmens, nämlich die fehlenden Sicherheiten und die schwer zu beschreibende wirtschaftliche Perspektive als Franchisegeber, erschweren den Weg zur klassischen Fremdfinanzierung erheblich. Da liegt es auf der Hand, alternative Finanzierungsmodelle zu prüfen oder einen Investor zu suchen.

Sind alternative Finanzierungsmodelle auch für Franchisegeber sinnvoll?

Das sind sie auf jeden Fall, denn für die schnelle Marktetablierung eines Franchisesystems ist erhebliches Kapital notwendig. Vorab sind ein paar grundsätzliche Fragen zu klären und verschiedene Aufgaben zu erledigen, denn für alle alternativen Finanzierungsmodelle gelten die gleichen Spielregeln.

Zuerst muss das Unternehmen als Franchisegeber eine detaillierte Planung vorlegen. Aus der Businessplanung muss die Franchisestrategie mit realistischen Meilensteinen ebenso präzise erklärt werden wie die beabsichtigte Verwendung des nachgefragten Kapitals.

Zweite allgemeine Regel ist die Positionsbestimmung der eigenen Ausgangslage. Beteiligungsgeber denken grundsätzlich in Beteiligungsphasen, wobei die einzelnen Phasen je nach Ausgangslage unterschiedlich lang sein können.

  • Seed Stage: Das ist die Startphase als Franchisegeber. Zahlreiche Investitionen müssen vorfinanziert werden. Neben dem klassischen Anlagevermögen stehen hier auch Investitionen in gewerbliche Schutzrechte, in personelle Ressourcen und in die Markterschließung im Vordergrund. Die Systementwicklung ist im Detail noch nicht abgeschlossen, der kommerzielle Erfolg ist schwer einschätzbar.
  • Early Stage: Die eigentliche Testphase des Franchisesystems mit mindestens einem Pilotbetrieb läuft bereits. Das Know-how ist inzwischen dokumentiert und kann jederzeit an Franchisenehmer übertragen werden. In dieser Phase wird Kapital für den Aufbau der Infrastruktur der Systemzentrale benötigt und für die Umsetzung der Marketingstrategie.
  • Later Stage: Die Arbeit der Systemzentrale konzentriert sich auf die Expansion mit neuen Franchisestandorten, Systemintegration und die Betreuung bestehender Standorte. Umsätze und Erträge sind inzwischen planbarer geworden. Das Kapital wird für das schnelle Wachstum des Systems benötigt.

Prinzipiell wird das Kapital zwar zeitlich unbegrenzt in das Unternehmen gegeben, das Ziel der Beteiligung sind aber nicht die Zinszahlungen, sondern die Wertschöpfung aus dem Verkauf der Beteiligung. Wenn der Wert des Unternehmens gestiegen ist nutzen die Beteiligungsgeber eine vorher vereinbarte Option für den Exit. Da die Bewertungsansätze und Zahlungsmodalitäten bereits bei Beginn der Beteiligung vertraglich festgelegt worden sind, geht es nur noch um organisatorische Details. Die Unternehmer als Anteilseigner können nun die Anteile des Beteiligungsgebers zurückkaufen. Es ist auch nicht ungewöhnlich, dass ein anderes Unternehmen aus der Branche das inzwischen gut entwickelte Unternehmen komplett übernimmt und die Gründer auf diesem Weg eine hohe Wertschöpfung realisieren – Beispiel Joey‘s Pizza. Eine Variante, die vergleichsweise selten genutzt wird, ist der Börsengang, bei dem die Anteile auf dem öffentlichen Kapitalmarkt angeboten werden – Beispiel Vapiano.

Diese Quellen stehen Franchisegebern zur Verfügung

Als Finanzierungsquellen für junge Unternehmen mit überzeugenden Konzepten werden häufig Risikokapital, Business Angels oder Private Equity genannt. Bei genauer Betrachtung sind dies aber keine wirklich unterschiedlichen Alternativen, sondern Beteiligungsmodelle bei denen sich die Beteiligungsgeber Gesellschaftsanteile an Unternehmen mit überzeugender Perspektive übertragen lassen und im Gegenzug Kapital einbringen.

Zudem ist häufig auch von Mezzanine- oder Hybridfinanzierungen die Rede. Das ist der Sammelbegriff für eine Mischform aus Eigen- und Fremdkapitalfinanzierung. Klassische Fremdkapitalgeber rechnen das Mezzanine dem wirtschaftlichen Eigenkapital zu, da es die verfügbaren Sicherheiten nicht schmälert. Nach der Einbringung von Mezzaninekapital erhöht sich die Kreditlinie, was wiederum eine Ergänzungsfinanzierung durch übliche Kredite ermöglicht. Dabei können die zahlreichen Förderangebote der KfW-Mittelstandsbank mit ihren attraktiven Zinskonditionen grundsätzlich auch bei diesen Finanzierungsmodellen genutzt werden.

Beteiligungen sind immer mit einem hohen Risiko verbunden, das bis zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen kann. Für dieses Risiko streben Beteiligungsgeber überdurchschnittliche Renditen mit bis zu 20 % jährlich an. Das muss durch die Franchisegeber-Gesellschaft darstellbar sein.

Allerdings gibt es Nuancen bei den Spielregeln, die ein Franchisegeber bei der Suche nach Beteiligungskapital kennen sollte. Vorab muss er auf der Suche nach Beteiligungskapital die grundsätzliche Entscheidung treffen, ob ein privater Investor oder ein institutioneller Investor akquiriert werden soll und welche Beteiligungsquote für ihn akzeptabel ist. Private-Equity-Gesellschaften unterliegen der Prospekthaftung und der Genehmigung durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin), wodurch vor einer Beteiligungsvergabe aufwändige Prüfungen des Kapitalnehmers erforderlich sind. Das führt zu hohen Transaktionskosten, die erst bei Beteiligungen ab 1 Mio. Euro kalkulatorisch unterzubringen sind.

Business Angels sind diesen Zwängen nicht unterworfen und sind daher beim Investitionsvolumen entsprechend flexibler. Oft bringt ein Business Angel neben dem Kapital auch sein Know-how in das Unternehmen ein und begleitet die Geschäftsentwicklung über Jahre aktiv mit. Daher wird hier auch von „intelligentem Kapital“ gesprochen.

Business Angels sind für die Etablierung von Franchisekonzepten unterschiedlicher Entwicklungsstufen eine echte Alternative um das Wachstum zu beschleunigen. Ihre Einbeziehung bedeutet nicht nur die Erschließung von Kapital, sondern auch die fachliche Unterstützung und Mitwirkung bei der Marktetablierung des Franchisesystems. Das dies keine blaue Theorie ist, hat meine Gesellschaft bisher bei verschiedenen Franchisesystemen bewiesen, unter anderem bei „TruDent“, einem Konzept für Zahnarztpraxen, oder bei „global office“, dem Franchisesystem für innovatives Büromanagement, das 2015 als bestes junges DFV-Franchisesystem ausgezeichnet wurde.

Die Einräumung von Mitspracherechten ist bei einem Business Angel immer ein obligatorischer Teil der Vereinbarung. Das Motiv für eine Beteiligung ist letztlich die Chance, an einer guten Entwicklung des Unternehmens zu partizipieren. Das finanzielle Engagement ist für ihn trotzdem mit erheblichen Risiken verbunden. Es ist unbesichert und der Totalverlust des eingesetzten Geldes muss einkalkuliert werden – er geht also ein echtes Wagnis ein.

Durch den seit einigen Jahren erhältlichen Investitions-Zuschuss Wagniskapital wird das Risiko einer Kapitalbeteiligung spürbar verringert. Sowohl für den Kapitalsuchenden als auch für den Business Angel ist der Invest–Zuschuss für Wagniskapital ein äußerst interessantes Fördermittel, wie aus den Eckdaten zu erkennen ist. Unternehmen, die bis zu sieben Jahre alt sind oder eine echte Neugründung sind, können Beteiligungskapital von 3 Mio. Euro pro Jahr akquirieren. Der Jahresumsatz darf nicht höher als 10 Mio. Euro sein, die Anzahl der Mitarbeiter muss weniger als 50 betragen. Von der Förderung sind nur sehr wenige Branchen ausgenommen. Branchen, die in der Franchisewirtschaft aber sowieso keine Rolle spielen. Der Investor kann pro Jahr 500.000 Euro investieren und bekommt dafür einen Zuschuss von 20%, also 100.000 Euro erstattet. Unternehmer wie Investor müssen sich vorab bei der BAFA in einem unbürokratischen, praxisnahen Verfahren registrieren lassen.

Last not least bleibt das Leasing, das als alternative Finanzierungsquelle für den Aufbau eines Franchisesystems aber nicht geeignet ist. Leasing wird als Finanzierungsalternative gesehen, bei der das Leasingobjekt vom Leasinggeber beschafft und finanziert wird sowie dem Leasingnehmer gegen Zahlung laufender Leasingraten zur Nutzung überlassen wird. Wichtiges Kriterium ist dabei, dass die einzelnen Leasinggüter nach Ablauf des Leasingvertrages durch Dritte nutzbar sein müssen. Das ist bei einer Franchisesystem-Finanzierung nicht der Fall, da die Schaffung immaterieller Werte und die Finanzierung unterschiedlicher Vorlaufkosten im Vordergrund stehen – und das alles sind Positionen, die nicht leasingfähig sind.

Fazit / Tipps für den nächsten Schritt

Die Entwicklung und die Marktetablierung eines Franchisesystems kostet viel Geld. Wieviel genau, lässt sich seriös beim besten Willen nicht beantworten, denn die Ausgangssituationen von Franchisegebern sind äußerst unterschiedlich und lassen sich nicht miteinander vergleichen. Beteiligungskapital kann jedoch wesentlich zur Realisierung des Franchisekonzepts beitragen. Es ist mehr Kapital denn je auf der Suche nach Investitionsmöglichkeiten – und wenn man die wichtigsten Spielregeln beachtet, ist es auch kein Problem, diese Situation zu nutzen. Für die individuelle Unterstützung mit praxisnahen Lösungen stehe ich gerne zur Verfügung.

 

Expertenstimme von Reinhard Wingral

Reinhard Wingral
Reinhard Wingral
Global Franchise AG

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